Liebe Leserin, Lieber Leser,
vielleicht gehören Sie auch zu den vielen, die vom Wahlerfolg von Donald Trump langsam nichts mehr hören können. Schließlich dominiert das Thema nun schon seit knapp zwei Wochen nicht nur die Börsen. Doch es führt kein Weg um Trump herum. Die Welt wird sich mit ihm die nächsten vier Jahre beschäftigen müssen, und das wird auch bei diversen Börsenkonzernen zu einem wichtigen Thema werden. Weitreichende Veränderungen könnte die Rückkehr von Trump ins Weiße Haus etwa für Apple mit sich bringen.
Wird das iPhone noch teurer?
Seine Geräte stellt Apple zum größten Teil noch immer in China her und profitiert dort von vergleichsweise geringen Lohnkosten und anderen Vorzügen. Dadurch gerät der iPhone-Hersteller aber automatisch ins Visier der Politik von Trump. Im Wahlkampf sprach jener immer wieder von Zöllen, bezeichnete es gar als seinen Favoriten im eigenen Wortschatz. China soll es besonders hart treffen. Zumindest den Aussagen aus den vergangenen Monaten zufolge könnte ein pauschaler Einfuhrzoll in Höhe von 60 Prozent auf sämtliche Waren aus China drohen.
Sollte es dazu kommen, hätte Apple nicht viele Möglichkeiten darauf zu reagieren. Der Konzern könnte die höheren Kosten an die Kunden weiterreichen. Dadurch würden die ohnehin schon gesalzenen Preise von iPhone und Co. aber noch einmal enorme Sprünge in die Höhe machen. Alternativ wäre eine Verlagerung der Produktion im großen Stil in die USA möglich. Dies lässt sich aber kaum über Nacht bewerkstelligen und es wäre mit astronomischen Kosten verbunden. Schließlich könnte Apple die höheren Kosten schlicht hinnehmen. In allen drei Szenarien würde die Marge heftig leiden, was Anlegern freilich wenig gefällt.
Umgarnt Apple Donald Trump?
Es scheint aber, als sei Apple nicht unvorbereitet. Wie der Apple-Kenner Mark Gurman von „Bloomberg“ berichtet, hat der Konzern bereits einige Vorbereitungen getroffen. Dazu gehöre, dass in den vergangenen Jahren die Produktion bereits in Länger wie Indien ausgelagert wurde. Apple setzt darauf, dass Trump bei Einfuhrzöllen gegenüber Partnern der USA sanfter agieren wird. Darüber hinaus könnten in einer US-Fabrik von TSMC schon bald Apple-Chips hergestellt werden. Dies könnte den künftigen Präsidenten möglicherweise besänftigen und eine Grundlage für Ausnahmegenehmigungen darstellen.
Dass Apple-Chef Tim Cook mit Trump umzugehen weiß, zeigte sich bereits während dessen erster Amtszeit. Immer wieder traf man sich zum Plausch; deutlich öfter als dies bei Joe Biden der Fall war. Vor wenigen Wochen war zudem in übereinstimmenden Berichten davon zu hören, dass Cook und Trump in einem gemeinsamen Telefongespräch munter über die EU und deren Forderungen gegenüber Apple lästerten. Cook scheint sich mit Trump gutzustellen und dessen Ego zu streicheln. Das kann sehr viel wert sein.
Apple bastelt am nächsten Coup
Im besten Fall wird es Apple gelingen, Donald Trump auf seine Seite zu ziehen und von Einfuhrzöllen und anderen Unannehmlichkeiten verschont zu bleiben. Dadurch könnte letztlich ein großer Vorteil entstehen. Denn Apple hätte dann gegenüber der Konkurrenz aus dem Ausland eine enorme Preissetzungsmacht. Da nahezu alle großen Mitbewerber ihre Smartphones und Computer in Fernost fertigen, wären Eroberungen bei den Marktanteilen auf dem gigantischen US-Markt schon fast programmiert.
Natürlich ließe sich darüber diskutieren, ob dabei nicht Interessenkonflikte entstehen würde. Allerdings schert dies Trump auch bei der Ernennung von Elon Musk als Berater nicht weiter. Tatsächlich mutmaßen einige Beobachter sogar, dass Trump im Weißen Haus Apple die Justiz künftig vom Hals halten könnte. Unter Joe Biden schaute jene bei den Tech-Giganten sehr viel genauer hin. Erwartet werden nun vier Jahre, in denen Apple und Co. wieder mehr Freiheiten genießen könnten.
Noch keine Euphorie an der Börse
Allerdings ist es selbstredend etwas vage, sich über derartige Entwicklungen schon jetzt Gedanken zu machen. An der Börse herrscht momentan noch Vorsicht. Mit 225 US-Dollar zum Handelsschluss am Freitag notierte die Apple-Aktie zwar auf hohem Niveau und nicht allzu weit entfernt vom Allzeit-Hoch bei 237,49 Dollar. Es musste aber ein Tagesverlust von 1,4 Prozent verbucht werden.
Apple Aktie Chart
Unter sämtlichen Spekulationen über die politischen Entwicklungen in den kommenden Jahren steht stets und immer Donald Trump. Jener handelt gerne impulsiv und unvorhersehbar und Aussagen aus der Vergangenheit sind bei ihm nicht unbedingt viel wert. Was auch immer er sich für seine kommende Amtszeit vorgenommen haben mag: Aktionäre von Apple sollten sich nicht blind darauf verlassen, dass dadurch Aktienkurse steigen werden.
Fazit des Tages: Auf das Große Ganze kommt es an!
Dass die Politik Auswirkungen auf die Geschäfte von Apple haben wird, steht außer Frage. Doch selbst wenn sich der Konzern durch eine gewitzte Strategie Vorteile in den USA sichern können sollte, so handelt es sich letztlich um einen global agierenden Konzern. Folglich empfiehlt sich aus Anlegersicht, sich nicht zu sehr auf einzelne Märkte zu stürzen. Das Verhalten der USA kann und wird Gegenreaktionen nach sich führen, insbesondere in China. Dort schwächelt Apple ohnehin schon, was sich im schlimmsten Fall weiter ausweiten könnte. Mit Blick auf den Aktienkurs stehen Auslieferungszahlen des iPhone sowie Fortschritte bei Software und KI klar im Vordergrund. Wie Apple diese bewerkstelligen kann, ist fast schon zweitrangig.
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