Liebe Leserin, Lieber Leser,
immer wieder stellt sich die Frage, wie weit die Macht der Technologie-Giganten reichen darf. In den USA sahen die Gerichte bereits im Sommer eine Linie bei Alphabet überschritten. Geurteilt wurde, dass die Tochter Google mit ihren etwa 90 Prozent Marktanteilen bei Online-Suchen faktisch ein Monopol innehabe. Mit dieser historischen Entscheidung im Rücken wurde der Weg freigemacht für ein Anschlussverfahren, an dessen Ende eine Zerschlagung anstehen könnte.
Das US-Justizministerium ist nicht untätig und hat wohl schon recht konkrete Pläne vorbereitet. Darüber berichtete kürzlich die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ unter Verweis auf Insider. Letztere sprechen davon, dass wohl der erzwungene Verkauf des Browsers Chrome angestrebt wird. Jener wird als hauptsächlicher Zugangspunkt zur Google-Suche betrachtet und eine Abspaltung soll den Markt wieder etwas mehr öffnen. Vom Tisch zu sein scheint allerdings die Überlegung, das Betriebssystem Android von Alphabet bzw. Google zu lösen. Dort sollen stattdessen lediglich Google-Apps künftig vollständig zu deinstallieren sein.
Alphabet wehrt sich
Die Berichte wurden bisher vom Justizministerium nicht bestätigt. Zu Wort gemeldet hat sich allerdings schon Alphabet, wo das Ganze als eine „radikale Agenda“ bezeichnet wurde. Gewarnt wird vor Nachteilen für die Verbraucher und das Unternehmen will unverändert gegen die Feststellung eines Monopols in Berufung gehen. Das letzte Wort ist also noch lange nicht gesprochen.
Tatsächlich zeichnet sich ein Rechtsstreit ab, der sich möglicherweise über Jahre hinziehen könnte. Bis zu einer endgültigen Entscheidung bleibt also erstmal alles beim Akten, was die Anleger beruhigen kann. Die Alphabet-Aktie reagierte nicht weiter auf die jüngsten Meldungen; sie konnte am Dienstag sogar um knapp 1,6 Prozent bis auf 179,58 US-Dollar zulegen und damit ihren Aufwärtstrend der letzten Wochen fortsetzen.
Alphabet Aktie Chart
Eilt Donald Trump zur Rettung?
Wie die Welt aussehen mag, wenn eines Tages ein Urteil vorliegt, das steht momentan noch in den Sternen. Es stellt sich allein schon die Frage, welche Bedeutung die klassische Google-Suche in einer Welt haben wird, die immer mehr von Künstlicher Intelligenz gezeichnet sein wird. Einige große Player aus dem Segment wie OpenAI haben Google schon mehr oder minder offen den Kampf angesagt.
Absehbarer ist der Wechsel, welches bereits im Januar in der US-Regierung geschehen wird. Dann wird abermals Donald Trump ins Weiße Haus einziehen, und das könnte für Alphabet und Google Entspannung bedeuten. Zwar klagte Trump vor Kurzem noch darüber, dass die Suchmaschine unangenehm viele negative Ergebnisse über seine Person ausspucke und kündigte sogar eine Untersuchung des Justizministeriums an. Gleichwohl äußerte er sich aber auch skeptisch, wenn es um eine Zerschlagung von Google geht. Dies könnte seiner Ansicht nach die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber seinem erklärten Erzfeind in Form von China verringern.
Alphabet: Ein Börsenkrimi
Passiert ist also erstmal nur erstaunlich wenig und Google wird Alphabet noch einige weitere Quartal mit milliardenschweren Einnahmen aus dem Suchgeschäft beglücken. Schätzungen zufolge belaufen die Umsätze sich hier weltweit auf 200 Milliarden Dollar jährlich und das meiste davon fließt wohl in die Taschen des US-Konzerns. Gleichwohl können weder Google noch die Aktionäre das Geschehen an den Gerichten einfach ignorieren.
Dafür steht schlicht zu viel auf dem Spiel. Jegliche Einschränkung bei der Internet-Suche würde Google und damit auch Alphabet ins Mark treffen. Zwar hat der Konzern unzählige weitere Projekte am Laufen und bemüht sich darum, beispielsweise bei Cloud Computing und KI mitzuhalten. Doch die Zahlen belegen immer wieder eindeutig, welches Übergewicht die Google-Suche und die dort geschalteten Anzeichen noch immer haben.
Im Zeitalter des Smartphones geschehen die meisten Aufrufe von mobilen Endgeräten aus. Der Verlust von Chrome als Standardbrowser und ein mögliches Entfernen von Android-Geräten könnte daher zu massiven Verlusten bei den Aufrufzahlen führen. Genau das ist es letztlich auch, was beim US-Justizministerium momentan angestrebt wird. Es soll wieder mehr Wettbewerb herrschen, was zwangsläufig Einbußen bei Google bedingt. Allein aufgrund der Bedeutung des historischen Verfahrens zeichnet sich aus Anlegersicht ein echter Börsenkrimi ab.
Keine Zeit zum Ausruhen
Umso mehr dürfte Alphabet nun darum bemüht sein, sich in anderen Bereichen durchzusetzen und die eigene Abhängigkeit von der Google-Suche zu verringern, ohne dabei die Gegenwehr aufzugeben. Vielleicht wird die Angelegenheit eines fernen Tages rückblickend als wichtiger Impuls erkannt werden, der bei dem Internet-Giganten zu einem Kurswechsel führte. Doch selbst wer davon ausgehen mag, wird kaum beantworten können, in welche Richtung dies von hier aus führen könnte.
Derart vage Spekulationen bringen die Anleger freilich kaum weiter. Aus Anlegersicht bleibt festzuhalten, dass noch viel Zeit vergehen wird, bis es zu endgültigen Entscheidungen kommt. Bis dahin sitzt Alphabet weiterhin auf einer Goldgrube und garniert diese mit Geschäften in diversen Wachstumssektoren. Die Aktie bleibt daher eine interessante Angelegenheit und auf einen möglichen GAU lässt sich auch noch dann reagieren, wenn jener sich am Horizont klarer abzeichnet und nicht nur in den Köpfen einiger Beobachter stattfindet.
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