Im ETF-Bereich wird es selten langweilig und 2020 war keine Ausnahme. Der ETF-Sektor stellte im vergangenen Jahr viele neue Rekordmarken auf – im positiven wie negativen Sinne.
Gute und weniger gute News
Zuerst die schlechte Nachricht: Wie Bloomberg-Analyst Eric Balchunas in einigen Beiträgen zuletzt hervorhob, wurden im Jahr 2020 bis zum 28. Dezember insgesamt 253 ETFs mangels Erfolg wieder geschlossen. Das ist ein Rekord und übertrifft den Vorjahreswert um mehr als das Doppelte.
Man kann dies aber auch als Merkmal einer sich rasant entwickelnden Wirtschaftsbranche begreifen, in der momentan ein extrem hoher Wettbewerb herrscht. Nur weil ein Emittent einen neuen ETF auf den Markt bringt, bedeutet dies noch nicht automatisch, dass ihm die Investoren bereitwillig ihr Kapital anvertrauen.
Die gute Nachricht für 2020 lautet, dass alleine in den USA mehr als 300 neue ETFs debütierten. Im Vorjahr waren es lediglich 219. Der Bloomberg-Analyst Balchunas hat einige interessante Anmerkungen über die Top 20 aus dieser Gruppe im Hinblick auf deren Vermögenswerte veröffentlicht.
Erstens taucht der Branchenriese Vanguard nicht auf der Liste auf, weil das Unternehmen im vergangenen Jahr keine neuen Produkte eingeführt hat. Zweitens haben einige Fonds von kleineren Emittenten vergleichsweise schnell nennenswertes Vermögen angehäuft.
Drittens haben, wie Balchunas anmerkt, nur 36 ETF-Neulinge im vergangenen Jahr jeweils mehr als 100 Millionen Dollar an Kapital einsammeln können. Nur einem ETF gelang, die Marke von 1 Milliarde Dollar zu übertreffen.
Im Folgenden werden wir drei der neuen ETFs des Jahres 2020 näher unter die Lupe nehmen, die für dieses Jahr größeres Potenzial versprechen, unabhängig von ihrer Kapitalausstattung.
JPMorgan BetaBuilders U.S. Mid Cap Equity ETF (BBMC)
Der JPMorgan BetaBuilders U.S. Mid Cap Equity ETF ist der einzige der neuen ETFs des Jahres 2020, der ein Vermögen von über 1 Milliarde Dollar zur Verfügung stehen hat. Um genau zu sein, hat der BBMC nach seinem Debüt am 14. April Kapitalanlagen in Höhe von $1,34 Milliarden angehäuft.
JPMorgan war ein Späteinsteiger in das ETF-Geschäft, aber dank eines robusten Vertriebsnetzes und der Fähigkeit, eigene Vermögenswerte einzubringen, ist es ein schnell wachsender Emittent. Diese Vorteile wirken sich auch auf BBMC aus – der Mid-Cap-Fonds ist jetzt der siebtgrößte ETF des Emittenten.
Abgesehen von diesen Kennziffern ist der BBMC seit seiner Auflegung um 61% gestiegen. Getragen von der Gewinndynamik der Midcaps könnte der neue JPMorgan-ETF auch im nächsten Jahr glänzen.
„Wir erwarten, dass der Russell Midcap Index einen beträchtlichen Gewinnanstieg pro Aktie verzeichnen wird, was unser mittleres Kursziel für den Index von 2.700 zum Jahresende 2021 stützen sollte“, so Wells Fargo.
Cabana Target Drawdown 10 ETF (TDSC)
Der Cabana Target Drawdown 10 ETF ist Teil einer breiteren Palette von fünf ETFs, die von der Cabana Group im Mai aufgelegt wurden. Ein weiterer ETF des Emittenten befindet sich auf der Top-20-Liste in Bezug auf das eingesammelte Vermögen.
Per 29. Dezember verfügte TDSC über ein verwaltetes Vermögen von 552,28 Mio. $, eine Summe, die nur von fünf anderen neuen ETFs übertroffen wird. Der TDSC ist ein ETF, der sich an anderen ETFs beteiligt und Anleger dadurch vor einer Schwächephase des Aktienmarktes schützen soll.
Gleichzeitig bietet er die Möglichkeit, von Kurssteigerungen zu profitieren. Darüber hinaus investiert der Fonds in ETFs, die auf US- Staatsanleihe, Unternehmensanleihen – sowohl Investment- als auch Junk-Grade – und Vorzugsaktien setzen. Weitere Beteiligungen sind der Invesco QQQ und der Consumer Discretionary Select Sector SPDR.
Global X Telemedicine & Digital Health ETF (EDOC)
Nur sieben neue ETFs, darunter die bereits erwähnten BBMC und TDSC, haben in diesem Jahr mehr Vermögen angehäuft als der Global X Telemedicine & Digital Health ETF. EDOC debütierte am 29. Juli und konnte bisher eine Anlagesumme $564,17 Millionen einsammeln und ist in nur fünf Monaten um 24,15% gestiegen.
Der EDOC profitiert derzeit in doppelter Hinsicht von Rückenwind. Zum einen begeistern sich aktuell immer mehr Anleger für themenbasierte ETFs. Zum anderen sorgte die Coronavirus-Pandemie für kräftigen Aufschwung bei den ETF-Beteiligungen, da sie die Einführung digitaler Gesundheitspraktiken beschleunigt.
Nun stellt sich natürlich die Frage, ob sich diese beiden Faktoren auch im Jahr 2021 noch günstig auf die Entwicklung des Fonds auswirken können. Doch die Telemedizin wuchs bereits vor der Pandemie und wird es voraussichtlich auch tun, wenn COVID-19 der Vergangenheit angehört.